Der Mensch ist die „Leitstute“
Lehrgang
des Pferdetrainers Detlef Timmermann zur Bodenarbeit mit Pferden im
Reitstall Wüllner
Die
12jährige Stute Satina zerrt nervös am Führstrick und rollt mit den
Augen. Ihre Besitzerin Denise Rex hat alle Hände voll zu tun, um das
Pferd zu beruhigen. „Satina hat nach einer Verletzung ein halbes Jahr
im Stall gestanden. Jetzt ist sie oft nervös und versucht mich
umzurennen.“ Denises Ziel ist es, der Stute mehr Gelassenheit zu
vermitteln und Vertrauen aufzubauen. Darum hat sie sich neben sieben
weiteren Teilnehmerinnen entschlossen, zusammen mit ihrem Vierbeiner an
einem Lehrgang des Bielefelder Westernreiters und Pferdetrainers Detlef
Timmermann teilzunehmen, der letzten Samstag und Sonntag im Reitstall
Wüllner in Spradow stattfand.
Hier
stand die Bodenarbeit nach dem Ansatz des Natural Horsemanship im
Fokus. „Der Mensch muss dem Pferd zeigen, dass er der Anführer ist“,
formulierte Pferdeprofi Timmermann, der seit zwanzig Jahren mit Mensch
und Pferd arbeitet und neben der Bodenarbeit auch Verladetraining und
Problempferdekorrektur anbietet, bereits zu Beginn des Lehrgangs den
Arbeitsschwerpunkt. „Nur so kann der Mensch seinem Pferd Sicherheit
geben.“ Der Schlüssel zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen
Mensch und Pferd sei immer die Körpersprache. „Wenn ein Pferd seinen
Reiter anstupst, versucht es, ihn zu bewegen. Wenn der Reiter ausweicht
und nachgibt, kann er nicht mehr der Anführer sein und ist als
„Leitstute“ ungeeignet“, betonte Timmermann. Darum auch sei es wichtig,
dass das Pferd lerne, in respektvollem Abstand hinter seinem Reiter zu
gehen, und sofort stehenzubleiben, wenn sein Reiter stehen bleibt.
Timmermann
ließ seinen Worten Taten folgen und demonstrierte nur mit einem
lockeren Führstrick in der Hand das respektvolle Abstandhalten mit dem
Wallach Famous. Danach durfte sich Besitzerin Claudia Tödtmann
zusammen mit den anderen Lehrgangsteilnehmerinnen ausprobieren. Mit
allen Übungen leitete Detlef Timmermann die acht Pferdefreunde an, sich
die instinktiven Verhaltensmuster von Pferden zunutze zu machen. Dafür
brauchten sie nicht mehr als den Führstrick, mit dem sie ihren Tieren
deutlich den gewünschten respektvollen Abstand und die jeweilige
Bewegungsrichtung vorzugeben hatten. Gerade die Pferdebesitzerinnen,
die in der englischen Reitweise ausgebildet wurden und bislang wenig
Erfahrungen mit Bodenarbeit gemacht hatten, standen hier vor einigen
Herausforderungen, doch Detlef Timmermann nahm sich Zeit für jedes
einzelne Pferd, führte immer wieder selbst die Übungen vor, bis sich
alle Pferde bereitwillig auch von ihren Besitzerinnen anführen ließen.
Reitstallbesitzerin
und Reitlehrerin Anja Wüllner zeigte sich angetan von den Fortschritten
von Pferden und Reiterinnen. Mehrfach habe sie von Pferdebesitzern, die
den Reitstall Wüllner als Pferdepension nutzen, gehört, dass ihre Tiere
sehr schreckhaft seien, sich besonders dominant verhielten oder nicht
auf einen Pferdetransporter steigen wollten. „Daraufhin habe ich Detlef
Timmermann gebeten, hier einen Lehrgang abzuhalten“, erklärt Anja
Wüllner, die bei dem Bielefelder Westernreiter selber schon ein
Verladetraining absolviert hatte. Schließlich sei die Schule des
Natural Horsemanship eine bereichernde Ergänzung für die alltägliche
Arbeit mit den Pferden und könne Vertrauen und Sicherheit schaffen. Die
positive Resonanz der Lehrgangsteilnehmerinnen und der Zuschauer geben
ihr Recht. Auch Denise Rex ist nach dem zweitägigen Lehrgang
zuversichtlich. „Ich kann Satina jetzt besser verstehen. Wir werden
weiter Bodenarbeit machen.“